ALICIA ECHANDIA
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INFO
Slowly, dusk falls over unknown, uncharted landscapes. The sunlight is fading and darkness is approaching. Is it still day, or has night come? The moon appears, but its light does not seem to touch the leaves and branches – they glow as if illuminated from within. Despite the approaching evening, the colours remain vibrant in their full intensity. A hand reaches into the scene and a sharp knife slices through the rind of a lemon. A bird-like creature slumbers beneath dense foliage, while elsewhere a bull gazes sideways into the frame with its head slightly lowered. Shiny, patterned fabrics envelop entire rooms. But what is really happening? Is this dream or reality? In a strange liminal state, different impressions and scenarios merge, intertwining clear and vague motifs in a single space. The unfamiliar comes together in a wondrous way. One moment a visual anchor seems to offer stability, the next this trace dissolves into a chaotic tangle. Surreal worlds emerge, hovering between the known and the unknown, the possible and the absurd, dream and reality.

Alicia Echandía’s compositions defy any temporal boundaries – they have neither a clear beginning nor a definitive end. With her enigmatic visual language, the artist creates imaginary spaces on the threshold between reality and fantasy. Her works capture wondrous moments inspired by the mythical and literary narratives of Magical Realism, a genre particularly popular in Latin America. The starting point for her paintings are collected and original photographs, as well as paper collages, which are altered and fused into new visual worlds on canvas, always allowing for a wide range of additional associations. She combines elements from the flora and fauna with impressions from everyday life. In her works, Echandía not only combines different visual fragments, but also incorporates cultural influences, including her own Colombian heritage, which manifests itself in the form of masks, fabric patterns and costumes. In this way, she creates images within images that can be endlessly retold and transformed into an unknown and surprising face. The fantastic meets the real, blur and precision coexist. The works open up seemingly endless realms of imagination and thought, where the boundaries between dream and reality are blurred. Each painting becomes an invitation to dive into a world unlike anything we’ve seen before.

Text: Carolin Kralapp
Langsam senkt sich die Dämmerung über unbekannte, nicht verortbare Landschaften. Das Sonnenlicht schwindet, die Dunkelheit rückt näher. Ist es noch Tag oder schon Nacht? Der Mond tritt hervor, doch sein Licht scheint die Blätter und Zweige nicht zu berühren – sie strahlen von innen heraus. Trotz des allmählich hereinbrechenden Abends leuchten die Farben in ihrer vollen Intensität. Eine Hand greift ins Bild, und ein scharfes Messer gleitet durch die Schale einer Zitrone. Unter dichtem Geäst schlummert ein vogelähnliches Wesen, während an anderer Stelle ein Stier mit leicht gesenktem Kopf seitlich ins Bild blickt. Glänzende, gemusterte Stoffe umhüllen ganze Bildräume. Doch was geschieht hier eigentlich? Ist es ein Traum oder die Wirklichkeit? In einem merkwürdigen Zwischenzustand verschmelzen verschiedene Eindrücke und Szenarien, klare und vage Motive verweben sich in einem Raum. Ungewohntes fügt sich auf wundersame Weise zusammen. Gerade noch scheint ein visueller Anker Halt zu bieten, doch im nächsten Moment verliert sich diese Spur in einem verworrenen Durcheinander. Es entstehen surreale Welten zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Möglichem und Absurden, Traum und Realität.

Alicia Echandías Bildkompositionen entziehen sich jeglicher zeitlichen Begrenzung – sie haben weder einen klaren Anfang noch ein eindeutiges Ende. Mit ihrer geheimnisvollen Bildsprache erschafft die Künstlerin imaginäre Räume an der Schwelle zwischen Realität und Fantasie. Ihre Werke fangen wundersame Momente ein, inspiriert von mythischen und literarischen Erzählungen des vor allem in Lateinamerika populären Magischen Realismus. Ausgangspunkt der Malereien sind gesammelte und eigene Fotografien sowie Papiercollagen, die auf der Leinwand verfremdet, zu neuen Bildwelten verschmolzen werden und stets eine Vielzahl weiterer Assoziationen zulassen. Sie vereinen Elemente aus Pflanzen- und Tierwelten sowie Eindrücke des alltäglichen Lebens. In ihren Arbeiten vereint Enchandía nicht nur verschiedene Bildfragmente, sondern auch kulturelle Einflüsse, darunter ihre eigene kolumbianische Herkunft, die sich in Form von Masken, Stoffmustern und Kostümen manifestiert. So entstehen Bilder innerhalb von Bildern, die immer wieder neu erzählt werden können und sich zu einem noch unbekannten, überraschenden Antlitz formen. Fantasievolles trifft auf Reales, Unschärfe und Präzision koexistieren. Die Werke eröffnen schier endlose Fantasie- und Denkräume, die die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen lassen. Jedes Bild wird zu einer Einladung, in eine Welt einzutauchen, die wir so noch nicht gesehen haben.

Text: Carolin Kralapp