JENS EINHORN
IMAGES
INFO
→ [CONCEPT.] ←
 
Surrounded by remnants of what came before. How to hold on to what has already passed, or to remember how it left? A shifting landscape, no longer what it once was. A system turned upside down. Echoes of past actions remain. Impressions, notions of what used to be. Tracking, constantly, back and forth, revealing each step, congealing. Following motion, disorientation grows: directions entwine, twist to entanglement. This comes and goes; that falls. Imprints. Random beauty emerges from what’s left behind. Unpredictable imperfection. Everything melds together, yet structure endures and the elements persist. Chance allows for different outcomes and through chance comes what is.
 
 
→ [ABSTRACTION OF CONTENT.] ←
 
Forms, lines and threads merge. The canvas, resembling concrete, becomes a minimal urban background for organic, animalistic, serpentine shapes. A plant in the wind or even unidentifiable matter. No matter at all. Vestiges of wind, sand, the sea, the sky, the sun. Traces of gestural actions gather to build up 3-D images layered on a 2-D plane, peeking through what resembles dirt or dust. Sinuous sediments collide with flowing sentiments and lithe lines to come together in a single painting.
 
 
→ [PROCESS, REVEALED.] ←
 
Additive and reductive at once, Einhorn’s paintings begin with a primed, un-stretched canvas on the floor. In a highly active process, Einhorn coats car tires with paint and moves the rubber masses across the canvas in an act the artist likens to drawing or sketching. Once the paint has dried, he stretches the canvas and then places it back on the floor. Threads or strips of fabric – made in an earlier process of painting the fabric and ripping it into pieces – are layered with a coat of glue on top followed by a mesh structure. This is like a collage, but Einhorn thinks of it as a painting. He uses boiling water to break the glue’s seal and tear off the mesh, causing variable results as the materials loosen and fuse together, revealing the canvas underneath, forming air bubbles or distorting colors. Additional layers may include acrylic spray paint applied with the nozzle at less than full pressure, resulting in pixelated or blotchy lines. These processes of simultaneously layering and stripping away remain apparent in each unique piece.
 
 
→ [FORMAL ELEMENTS.] ←
 
*Tracing Remains* marks the first time Einhorn has employed canvases with a horizontal format, as well as the debut of his use of tires. The smaller, vertical format works represent parts of the process seen in the larger works, isolating threads, fabrics, tire tracks or mesh to encapsulate a particular technique. Color reappears throughout, at times faded and occasionally vibrant. Einhorn has also covered the floor of DUVE Berlin with tar paper to create a site-specific installation on which visitors will leave traces, much like the artist’s own process. Reminiscent of rooftops and the flaws inherent in both asphalt and nature, the floor will change throughout the duration of the show, preserving visitors’ actions during the exhibition period.
 
 
→ [BACKGROUND.] ←
 
Einhorn began his art practice with photography, and then went on to study sculpture and reliefs before arriving at painting. Incorporating his early studies of photography, the works in *Tracing Remains* are produced much like the process of developing a photograph, with studio as dark room and finished canvas as developed image. There is also a strong sculptural influence that emerges through multi-dimensional and textural elements. Previous works have made use of materials like mesh, fabric, PVC, sand, metal, rust, rope, found objects, chains, cardboard and plastic foil.
 
 
→ [BIOGRAPHY.] ←
Jens Einhorn (b. 1980, Leisnig) lives and works in Berlin. He studied fine arts at Düsseldorf Art Academy from 2011–2014 and at Leipzig Art Academy from 2006–2011. Recent solo exhibitions include We Are All We Have, DUVE Berlin (2015); Electric Eyes, Luce Gallery, Turin (2015); and Too Much Future, Bruch & Dallas, Cologne (2014). Recent group exhibitions include Permanent Exhibition, G2 Kunsthalle Leipzig (2016), No Superior Side, COSAR HMT, Düsseldorf (2016); We’ve Been Hiding Too Long, David Achenbach Projects, Wuppertal (2016); and The Go Between, Museo Nazionale di Capodimonte, Naples (2014). In 2016 Einhorn co-founded the artist-run exhibition project Comedy Club in Berlin.
 
Text by Anita Iannacchione 
→ [KONZEPT.] ←
 
Umgeben von Fragmenten, von dem was einmal war. Wie festhalten an dem, was längst vergangen ist oder sich daran erinnern, wie es verschwand?Eine Landschaft im Wandel – nicht mehr die, die sie einmal war. Eine umgestülpte Ordnung. Echos vorhergehender Handlungen. Eindrücke, Ideen von einst Dagewesenem. Diese verfolgend, stetig, vor und zurück, jeden Schritt frei legend, erstarrend. Der Bewegung folgend, die Verwirrung  steigend: Richtungen verschränken sich, verdrehen sich zu Knäueln. Das eine kommt und geht; das andere fällt. Abdrücke. Ziellose Schönheit entsteht aus Zurückgelassenem. Unvorhersagbare Unvollkommenheit. Alles verschmilzt miteinander, doch die Struktur bleibt erhalten und die Elemente überdauern. Der Zufall lässt die verschiedensten Ergebnisse zu, und durch ihn entsteht was ist.
 
 
→ [INHALTLICHE ABSTRAKTION.] ←
 
Formen, Linien und Fäden laufen zusammen. Die Leinwand, an Beton erinnernd, wird zum minimal-urbanem Hintergrund für organische, animalische und schlangenartige Formen.
Eine Pflanze im Wind, oder gar unidentifizierbare Materie. Gar keine Materie. Spuren vom Wind, Sand, dem Meer, dem Himmel, der Sonne. Aus dem Übriggebliebenem gestischer Aktionen entstehen dreidimensionale Bilder, übereinander geschichtet auf zweidimensionaler Ebene, durchblicken lassend, was an Staub und Schmutz erinnert. Gewundene Ablagerungen treffen auf fließende Empfindung und geschmeidige Linien, um in einem einzelnen Gemälde zusammen zu kommen.
 
 
→ [PROZESS, OFFENGELEGT.] ←
 
In einem zugleich additiven und reduktiven Verfahren beginnt Einhorn in der Herstellung seiner Bilder mit einer grundierten, unaufgespannten Leinwand, die flach auf dem Boden ausgelegt wird. Zunächst trägt Einhorn ein Gemisch aus Textilfarbe und Leim auf einen Autoreifen auf und bewegt diesen in einem dynamischen Akt, welchen er mit dem künstlerischen Zeichnen oder Skizzieren vergleicht, über die Leinwand. Sobald die Farbe getrocknet ist wird die Leinwand aufgespannt und wieder flach auf den Boden gelegt. Nun werden Fäden und Textilstreifen, die einem vorhergehenden Prozess entstammen, in welchem Stoffe bemalt und in Fetzen gerissen werden, auf die Leinwand gebracht und mit einer Schicht Leim überzogen, gefolgt von einem Textilnetz. Dies mag eher dem Prinzip des Collagierens entsprechen, doch für Einhorn ist es Malerei. Es folgt kochendes Wasser um die versiegelnde Wirkung des Klebstoffs aufzuhalten. Das Netz wird nun wieder von der Leinwand herunter gerissen, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt: Ein Teil der Materialien löst sich voneinander, während sich ein anderer Teil verdichtet, es wird die darunter liegende Leinwand sichtbar, und es entstehen Luftblasen und verzerrte Farbspuren. Zusätzliche Schichten können nun folgen, etwa indem Acryl-Sprühfarbe mit einer Niederdruckdüse aufgetragen wird, sodass pixelige oder fleckenhafte Linien entstehen. Dieser hochdynamische Prozess der gleichzeitigen Aufschichtung und Abtragung bleibt in jeder einzelnen Arbeit sichtbar. 
 
 
→ [FORMALE ELEMENTE.] ←
 
*Tracing Remains* ist Einhorns Debüt für die Verwendung von Leinwänden im Querformat und dem Einsatz von Autoreifen. Die kleineren, hochformatigen Arbeiten geben Teile des Entstehungsprozesses der größeren Arbeiten wieder, indem sie jeweils eine bestimmte Technik aufgreifen: Fäden, Stoffe, Reifenspuren und Netze. Es taucht immer wieder Farbe auf, die mal blass und mal kräftig sein kann.
 
 
→ [HINTERGRUND.] ←
 
Einhorn begann seine künstlerische Praxis mit der Fotografie und studierte später Bildhauerei, bevor er sich der Malerei widmete. Seine frühere fotografische Praxis wird in *Tracing Remains* aufgegriffen, indem die Entstehung seiner Arbeiten an den fotografische Entwicklungsprozess erinnert, wobei das Atelier die Dunkelkammer und die Leinwand das entwickelte Bild ersetzt. Auch wird in Einhorns Hang zur Verwendung dreidimensionaler und struktureller Elemente ein starker bildhauerischer Einfluss deutlich. In früheren Arbeiten kamen ebenfalls Materialien wie Netze, Textilien, PVC, Sand, Metall, Rost, Seile, gefundene Gegenstände, Ketten und Plastikfolie zum Einsatz.
 
 
→ [BIOGRAFIE.] ←
 
Jens Einhorn (geb. 1980, Leisnig) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Bildende Kunst von 2011–2014 an der Kunstakademie Düsseldorf und von 2006–2011 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.  Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen: „We Are All We Have”, DUVE Berlin (2015); „Electric Eyes“, Luce Gallery, Turin (2015); und „Too Much Future“, Bruch & Dallas, Köln (2014). Zu seinen letzten Gruppenausstellungen gehört die Dauerausstellung, G2 Kunsthalle, Leipzig (2016); ferner: ,No Superior Side, COSAR HMT, Düsseldorf (2016); „We've Been Hiding Too Long“, David Achenbach Projects, Wuppertal (2016) und „The Go Between“, Museo Nazionale di Capodimonte, Neapel (2014). Einhorn ist Mitbetreiber der 2016 in Berlin gegründeten Künstlerplattform Comedy Club.
 
Text von Anita Iannacchione